Vorlauf
Im Juli02 verabschiedeten CDU, FDP, Schill-Partei und SPD
einen Bürgerschafts-Antrag, die Bundeswehr anlässlich
anstehender Standortschliessungen zu einer
Feierlichkeit auf dem Rathausmarkt einzuladen. In diesem Antrag
war ein Gelöbnis zwar erst als Kann-Formulierung enthalten,
etwaige Zweifel räumte der Senat aber freundlicherweise aus
dem Weg, indem er Anfang des Jahres 2003 das Gelöbnis per
Senatsbeschluss auf den 16. Juni festlegte.
Interessanterweise erschien dieser Beschluss zunächst
nirgends in der Presse, erst die Junge Union machte mit einer
Pressemitteilung ihrer Freude Luft und damit das gemeinsame
Schweigen zunichte.
Nach den neuerlichen Remilitarisungs-Versuchen des Rathausmarktes
(er war in der Nazizeit beliebter Aufmarschplatz...) seit Anfang
der Neunziger war dies ein sehr symbolischer Vorstoss. In dieser
Hinsicht war das Projekt von Schwarz-Schill auch
brutalstmöglich geschichtsrevisionistisch.
Bis wir dazu kommen, an dieser Stelle eine Zusammenfassung und
Bewertung zu veröffentlichen lässt sich der Verlauf des
16.6. am besten in den jeweiligen Meldungen und Pressemitteilungen
nachlesen. Ebenso die darauf folgende Nachbereitung mit den
geführten bzw. anstehenden Prozessen.
040dos. hamburg denial of service.
(Der folgende Absatz des Selbstverständnisses stammt noch von vor dem Gelöbnis, gilt aber inhaltlich weiter.)
Wir verstehen uns als antimilitaristisches Netzwerk aus Gruppen
und Einzelpersonen mit dem Ziel ein ein öffentliches
Bundeswehr-Gelöbnis auf dem hamburger Rathausmarkt (wie vom
Senat geplant) zu verhindern und/oder zu stören.
Zusammengekommen das erste mal Mitte März 2002 nahmen wir die
Stationierung der BW-Werbeshow "Unser Heer" im April 2002
an prominentem Platze
im hamburger Hafen zum willkommenen Anlass, mit praktischer
Gegenöffentlichkeit zu beginnen, und organisierten eine laute
Kundgebung, die ihre Wirkung nicht verfehlte (siehe
doku). Wir hoffen mit fortwährenden Protesten und
Protestankündigungen den Verantwortlichen schon jetzt Lust
und Laune auf die Durchführung eines Gelöbnisses zu
versauern. Sollte das nicht ausreichend wirken, werden sich die
militärischen Feierlichkeiten in jedem Fall unseres
Mitwirkens sicher sein dürfen...
ob öffentliche Kriegspropaganda oder
Bundeswehr-Gelöbnisse: wir sind dabei! - ja, wir
stören gern!
"040dos"?
040 ist die Telefonvorwahl für Hamburg, das dürfte
bekannt sein.
Gleichzeitig ist 404 der Fehlercode von webservern, wenn ein
abgefragtes Dokument nicht vorhanden ist ("file not found"), der
gewünschte Inhalt also nicht zur Verfügung gestellt
werden kann. - Schon mal ein schöner Zahlendreher.
dos ist die Abkürzung für 'denial of
service'. Das
ist auch ein Begriff aus der Computerwelt, der den Zustand eines
Servers/Rechners bezeichnet, der (meist aus Überlastung) den
Dienst verweigert, d.h. nicht mehr auf Datenabfragen reagiert. Mit
etwas Phantasie also eine "Befehls-Verweigerung"...
Und auf der Suche nach einem Label für das Projekt schien
uns diese Idee eine recht nette (und vor allem mal neue)
Assoziation in unserem Sinne. Denn ein hamburger denial of service
ist ja im Grunde genau das, was wir wollen!
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